Seit der Unabhängigkeit Haitis im Jahr 1804 konnte keine wirtschaftliche und politische Stabilität etabliert werden. Reparationszahlungen an die ehemaligen französischen Kolonialherren stürzten das Land jahrzehntelang in Schulden. Entmutigung machte sich breit und hält bis heute an. "Wenn ich nichts habe, kann es mir auch niemand wegnehmen", ist ein weit verbreitetes Motto, das jegliche Entwicklung lähmt.
Haiti gehört aufgrund seiner geographischen Lage zu den drei am stärksten von extremen Wetterereignissen betroffenen Ländern der Welt. Am 12. Januar 2010 wurde Haiti von einem Erdbeben heimgesucht, das über 300.000 Todesopfer forderte. Die gesamte Infrastruktur des Landes brach zusammen. Noch heute sieht man die Auswirkungen. Und immer wieder zerstören Erdbeben oder Tropenstürme breite Landstriche. Aktuell ist Haiti das ärmste Land auf dem amerikanischen Kontinent.
Seit der Ermordung des Präsidenten im Sommer 2021 eskaliert die Gewalt in Haiti. Kriminelle Banden beherrschen das Land inzwischen weitgehend. Menschen werden auf offener Straße ausgeraubt, entführt oder sogar ermordet. Viele Geschäfte, Banken und Schulen sind geschlossen, weil sie immer wieder überfallen werden. Die Haitianer trauen sich kaum mehr aus ihren Häusern heraus. Viele sind im eigenen Land auf der Flucht.
Inzwischen wurde nach langen Verhandlungen eine Übergangsregierung mit einem Präsidenten gebildet. Dieser soll die Sicherheitslage verbessern und faire Wahlen für Anfang 2026 vorbereiten. Seit 2016 gab es keine Wahlen mehr. Die UN unterstützt das Land derzeit mit spezialisierten Polizeikräften aus Kenia. Sie sollen helfen, Sicherheit und staatliche Ordnung wiederherzustellen. Ob das gelingt, bleibt offen.
Galat wuchs in einer Familie mit neun weiteren Geschwistern auf. Seinen Eltern ging es wie vielen anderen auch: keine regelmäßige Arbeit, kein Geld, keine Schule für die Kinder, kein Platz. Jemand in ihrer christlichen Gemeinde erkannte, dass sie sich nicht angemessen um ihre Kinder kümmern konnten. Er half, dass Galat einen Platz im Kinderheim bekam. Es war nicht gerade leicht für den Achtjährigen, getrennt von der Familie zu leben. Dennoch absolvierte Galat erfolgreich die Grundschule und die weiterführende Schule mit Abitur. Einer der vorigen Leiter erkannte sein Führungspotential und coachte ihn. Galat erlebte das schlimme Erdbeben 2010, als er sich gerade in der Abschlussklasse zum Abitur befand. Schule und Wohnheim stürzten ein, es kamen fünf Kinder und zwei Mitarbeiter ums Leben. Eine schlimme Erfahrung, die ihn noch lange beschäftigte.
Galat studierte Buchhaltung. Nach seinem Abschluss hatte er das Bedürfnis, in das Kinderheim zurückzukehren, um als Leiter der Finanzen einen Beitrag für den Ort zu leisten, der so viel in ihn investiert hatte. Als das Geld im Heim einmal sehr knapp war, kürzte Galat seinen eigenen Lohn. Dabei war dieser schon vor der Kürzung so gering, dass er Mühe hatte, seine Familie und sich zu ernähren. Aber so ist er. Er sagt dann: "Ich will doch, dass es den Kindern hier gut geht." Galats Leben ist in vielerlei Hinsicht mit dem Kinderheim verbunden. Er hat dort auch seine große Liebe gefunden und geheiratet: Irène wohnte ebenfalls schon als Kind hier und arbeitet jetzt für das Kinderheim. Inzwischen haben sie zwei kleine Töchter. Die beiden erleben eine bessere Kindheit als ihre Eltern.
In nur einer Minute fiel das Kinderheim Ça-Ira im haitianischen Léogâne beim großen Erdbeben 2010 in sich zusammen. Einige Bewohner starben. 75 Kinder und Jugendliche standen vor dem Nichts und buchstäblich auf der Straße. Die christliche Gemeinde, die das Waisenhaus gegründet hatte, konnte es nicht allein wieder aufbauen. Direkt nach der Katastrophe half GAiN mit Nahrungsmitteln und Zelten. Und schließlich mit einem erweiterten Neubau des gesamten Kinderheims, mit Wohnhäusern, Kindergarten, Schule und Krankenstation. Viele Kinder haben hier inzwischen ein Zuhause gefunden.
Lesen Sie hier von den Erlebnissen einer Volontärin, die nach dem Erdbeben neun Monate im Kinderheim mithalf.
Sommer 2008: In "Ein Quantum Trost" rast James Bond auf einem Motorrad durch Port-au-Prince. Das exotische Flair dieser karibischen Stadt ist das perfekte Setting für einen aufregenden Action-Thriller. Zwei Jahre später liegt die Stadt in Trümmern, das Zentrum ist nach einem verheerenden Erdbeben ein einziger Schuttberg. Kein anderes Land der Welt braucht Trost und Hilfe dringender als das von Armut und Krankheit gebeutelte Haiti.
Andrea Wegener ist eine der Freiwilligen, die sich mit GAiN auf den Weg nach Haiti machen. Sie schildert in diesem packenden Buch, was für begeisternde und erschütternde, ermutigende und frustrierende Dinge man erleben kann, wenn man als Helfer in Krisengebieten mit anpackt. Sie war seit 2010 mehrfach in Haiti und erzählt eine außergewöhnliche und authentische Geschichte von ihrer Liebe zu den Menschen in Haiti.
176 Seiten, ISBN 978-3-86827-465-3, 5 Euro