Indien sprengt alle Vorstellungen. Das Land hat ein Drittel der Fläche Europas, aber mit 1,3 Milliarden Indern fast doppelt so viele Einwohner. Es ist ein Land von bezaubernder Schönheit und grenzenloser Armut. Voller Stolz blicken die Inder auf eine reiche Geschichte mit mehreren Hochkulturen zurück. Der Blick nach vorne fällt ebenfalls oft positiv aus: Dienstleistungen, gerade im IT-Bereich, zeigen die schnelle Entwicklung. Allerdings haben die meisten Menschen in Indien keinen Anteil an diesem Wachstum.
Die gesellschaftlichen Verlierer sind hier – wie an vielen anderen Orten auch – Frauen und Kinder. Fast rechtlos sind sie der Willkür von Staat, Arbeitgeber und Familie ausgeliefert. Über 40 Prozent der Bevölkerung leben in Armut unterhalb des absoluten Existenzminimums. Schuldsklaverei ist eine häufige Folge. Im Kastensystem haben die "Unberührbaren" kaum Zugang zu Bildung und adäquat bezahlter Arbeit. Der Vielvölkerstaat steht vor gewaltigen Herausforderungen.
Santosh ist 9 Jahre alt. Er kommt aus einer armen Familie. Sein Vater war alkoholkrank und deshalb gab es zu Hause immer wieder Streit. Das ging so lange, bis der Vater irgendwann nicht mehr heimkam. Santoshs Mutter versuchte, ihre beiden Kinder und sich als Haushälterin durchzubringen. Doch die einfache Frau kann weder lesen noch schreiben. Sie kennt nur ihr Dorf und das Leben in Armut. Natürlich wünscht sie sich wie jede Mutter, dass ihre Kinder es einmal besser haben sollen, doch sie verdient nicht einmal genug, um ausreichend Lebensmittel und Kleidung kaufen zu können – geschweige denn Medizin oder Schulbücher.
Trotzdem ging ihr Wunsch in Erfüllung. Sie freute sich, dass Santosh und seine Schwester im Kinderheim eines Partners von GAiN in Bangalore aufgenommen wurden. So haben die beiden eine reale Chance, dass es ihnen einmal besser gehen wird. Tausende ungelernte Arbeiter strömen täglich in Indiens Metropolen. Sie alle sind getrieben von der Hoffnung auf Arbeit und ein besseres Leben. Viele leben auf der Straße und müssen auch ihre Kinder zur Arbeit schicken: als Haussklaven, Müllsammler oder Bettler. Santosh und seine Schwester hatten Glück!
Seit dem Tsunami 2004 hilft GAiN in Indien. Als Schwerpunkt kristallisierten sich bald Patenschaften heraus. Diese gibt es zum einen für Kinder, die im Kinderhaus unserer einheimischen Partner versorgt, beschult und ausgebildet werden. Zum anderen für meist kastenlose Frauen, die die Möglichkeit bekommen, an einem Bildungsprogramm teilzunehmen. Sie können eine Ausbildung als Schneiderin machen und sich und ihrer Familie dadurch eine Einkommensmöglichkeit schaffen. Seit Herbst 2022 gibt es außerdem Patenschaften für Frauen, die einen Computer-Grundkurs absolvieren. Dadurch erhalten sie die Möglichkeit, sich besser in der digitalen Welt zurechtzufinden und eine gute Arbeitsstelle zu bekommen.
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