Viele Holocaustüberlebende erhalten vom israelischen Staat nur eine kleine Rente. Ihre monatlichen Ausgaben für Miete, Nebenkosten, Lebensmittel und Medikamente übersteigen ihre finanziellen Mittel. Gerade für diejenigen, die aus Osteuropa stammen, ist es schwer die offizielle Anerkennung als Holocaustopfer zu erlangen. Aber nur dadurch haben sie einen Anspruch auf Entschädigungsrente.
Die monatlichen Gutscheine für Lebensmittel, die unsere Mitarbeiter zu den alten Menschen bringen, sind jedes Mal wie ein kleines Geschenk, das den Alltag etwas erleichtert.
Unsere Patenschaften für Holocaustüberlebende können helfen, dass die alten Menschen ihre letzten Tage nicht in Armut und Verbitterung verbringen müssen. Unsere Mitarbeiter besuchen sie regelmäßig, organisieren Hilfe und Pflege und kaufen nötige Lebensmittel und Medikamente. Neben praktischer Hilfe erhalten sie so auch wichtige soziale Kontakte. Wer noch fit genug ist, kann an regelmäßigen Treffen der "Schalom-Häuser" teilnehmen, bei denen die alten Menschen zusammen essen, reden, feiern und singen.
Annas Kindheit war geprägt von traumatischen Erlebnissen. Auf dem Gebiet der heutigen Republik Moldau geboren, muss sie mit Mutter und Bruder vor den Nationalsozialisten fliehen. Der Vater fällt als Soldat an der Front. Auf der Flucht nach Kasachstan werden sie immer wieder von deutschen Kampfflugzeugen bombardiert. Ein halbes Jahr lang sind sie zu Fuß unterwegs, müssen sich immer wieder verstecken und Umwege gehen, um Kontrollposten der Deutschen zu vermeiden. Annas Bruder geht schließlich verloren. Sie müssen ohne ihn weiter, weil es zu gefährlich wäre, ihn zu suchen. Anna erinnert sich noch heute lebhaft an den endlos langen Fußweg, die Angst und den Hunger. In Kasachstan angekommen wird es nicht besser. Sie wohnen in einer kleinen Arbeiterbaracke, Annas Mutter arbeitet hart auf dem Feld. Lebensmittel sind streng rationiert. Sie essen teilweise Gras und Wurzeln, um zu überleben und leiden unter schweren Krankheiten. Als sie schließlich nach dem Krieg in ihre Heimatstadt zurückkehren, finden sie dort zu ihrer großen Freude Annas Bruder wieder.
1991 zieht Anna mit ihrem Mann nach Israel. 2002 stirbt er. Sie hat zwei Söhne, die sie jedoch kaum sieht. Mittlerweile kommt eine Betreuungskraft vom Sozialamt. Der Krieg in Israel belastet sie sehr und erinnert sie an ihre Kindheit. Doch wenn jetzt Raketenalarm ist, bleibt Anna einfach in ihrem Sessel sitzen. Sie würde es ohnehin nicht schaffen, rechtzeitig in einen Schutzraum zu kommen.
Anna erhält nur eine kleine Sozialrente. Nach Abzug von Miete, Nebenkosten und Kosten für Medikamente bleibt nur sehr wenig zum Leben übrig. Sie ist auf Hilfe angewiesen und freut sich, dass ihre Paten an sie denken.