Der Konflikt in der Ostukraine begann schon 2014. Er hatte tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben von mehr als fünf Millionen Menschen in den betroffenen Regionen Donezk und Luhansk im Osten des Landes. Jetzt herrscht nicht nur im Osten Krieg. Im ganzen Land sind ganze Dörfer und Städte unbewohnbar oder immer wieder unter Raketenbeschuss. Viele der dort lebenden Ukrainer befinden sich immer noch im Ausland oder sind in einer Notunterkunft in einem anderen Teil des Landes untergebracht. Zusammen mit unseren Partnerorganisationen in der Ukraine helfen wir den Geflüchteten.
Not herrschte in der Ukraine schon seit vielen Jahren. Nach der Herauslösung aus der Sowjetunion kam es nie zu echten Reformen. Selbst wer Arbeit hatte, war darauf angewiesen, nebenbei etwas Landwirtschaft zu betreiben – sonst war das Überleben kaum möglich. Alte, Kranke und Schwache, die diese Möglichkeit nicht hatten, litten wirkliche Not. Schon vor dem 24.02.2022 waren über zwei Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht, ohne Arbeit und Wohnung. Seit Kriegsbeginn braucht das ganze Land Hilfe. Noch nie ging es so sehr um das nackte Überleben mitten in Europa.
GAiN-Mitarbeiter besuchen in regelmäßigen Abständen die Partnerorganisationen und auch Familien vor Ort, um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen und den Einheimischen, die in die Krisenregionen fahren, Mut zuzusprechen. Hier ein kleiner Film eines Besuches in Irpin und Boradjanka in der Nähe von Kyjiw:
Nun lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern in einer der überall im Land errichteten Containersiedlungen. Veronika zeigt uns diese Art der Unterkunft. Viele Container sind zusammengeschoben und ergeben Wohnraum für insgesamt 88 Personen. Jeweils eine Familie teilt sich ein kleines Zimmer für vier Personen. Zwei Stockbetten, ein kleines Regal, für mehr ist dort kein Platz. Es gibt Gemeinschaftsbäder, nach Geschlechtern getrennt, eine Küche für alle Bewohner, ein Spielzimmer für die Kinder, das war es. Veronika ist dankbar für diesen Ort, immerhin ist es ein Dach über dem Kopf. Sobald sie aber von ihrem zerstörten Haus berichtet, laufen ihr die Tränen übers Gesicht. "Ich danke Gott, dass wir überlebt haben, aber ich weiß nicht, wie wir weiterleben können. Ob wieder alles gut werden wird? Ich weiß es nicht. Hauptsache, wir stehen diese Zeit durch und haben gute Menschen, die jetzt bei uns sind, so wie ihr."
Wir sagen ihr, dass sie aufhören kann zu sprechen, wenn es ihr zu viel wird, aber sie antwortet, dass es ihr nichts mehr ausmacht. "Was vorbei ist, ist vorbei. Was zerstört ist, ist weg. Ich kann darüber sprechen. Gut ist, dass wir nicht in unserem Haus waren, als es zerstört wurde. Wir waren in der Westukraine. Unsere Nachbarn haben uns angerufen."
In der Ukraine arbeitet GAiN mit vier Vereinen, Kirchen und privaten Initiativen in der Westukraine, in der Nähe von Kyjiw und entlang der Frontlinie zusammen. Sie nehmen Binnenflüchtlinge auf, verteilen Hilfsgüter, kümmern sich seelisch-emotional um die Menschen und bilden sich dafür auch in der Traumatherapie weiter. Die Projektpartner in der Westukraine fahren mit den Hilfsgütern bis in die von den Kriegshandlungen am meisten betroffenen Gebiete in der Süd- und Ostukraine weiter.
GAiN Deutschland wird bei der Ukrainehilfe auch durch andere GAiN-Büros in Europa und Übersee unterstützt.