Das soziale Gefälle ist in Ungarn ein großes Problem. Die Hauptstadt Budapest ist eine lebendige Metropole. Die wunderschöne Stadt gehört zu den Top-Reisezielen in Europa und wird jährlich von mehreren Millionen Touristen besucht. Doch wenn man mit dem Auto ein bis zwei Stunden in den Osten des Landes fährt, herrscht plötzlich bittere Armut vor. Es fehlt an sicherem Einkommen und oft auch an der lebensnotwendigen Grundversorgung. Besonders betroffen davon sind in Ungarn Sinti und Roma, die außerhalb der Städte in kleinen Ortsgemeinschaften zusammenleben. Hoffnungslosigkeit und fehlende Perspektive sind hier greifbar.
Auch in Ungarn sind infolge des Ukrainekrieges die Lebenshaltungskosten enorm gestiegen. Wie überall auf der Welt trifft es die Ärmsten am schlimmsten. Viele Familien leiden existenzielle Not. Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung aus den Hilfsgüterlieferungen von GAiN sind für diese Menschen unendlich wertvoll. Unsere Schulranzen mit einer Grundausstattung an Stiften, Heften etc. lassen die Kinder dieser armen Familien mit Freude zur Schule gehen. Eine erfolgreiche Schullaufbahn legt den Grundstein für ein Entkommen aus dem Armutskreislauf.
Herzlich empfängt Margit uns mit Keksen, Wasser und Saft in ihrer Küche. Vor vier Monaten war eine Gruppe aus Deutschland da und hat zusammen mit unserem Partner das Haus Margits und ihrer drei Söhne renoviert. Es war einsturzgefährdet. “Ich komme immer noch jeden Tag mit einem Lächeln nach Hause”, sagt sie. Die Sorgen sind nicht weg. Als Tagelöhnerin auf einer Gänsefarm verdient sie nicht genug, um die Lebenshaltungskosten für sich und ihre Söhne zu bestreiten. Aber die Sorge um das Haus ist weg, und damit verbunden hat sie das Gefühl, ein Zuhause zu haben.
Besonders für den Alltag mit dem dreijährigen Gabor hat die Renovierung vieles erleichtert. Gabor wurde zu früh geboren und ist immer noch oft krank. Vor dem Baueinsatz musste man das Haus verlassen, um zur Küche und zur Toilette zu kommen. Die Mutter musste ihren Jüngsten deshalb ständig an- und wieder ausziehen. Gabor liebt die neue Dusche. Jeden Morgen steht er davor und will unbedingt duschen. Meistens schlüpft er schnell darunter, bevor die Mutter ihn davon abhalten kann. Der älteste Sohn, Victor, verbringt jetzt gerne wieder Zeit mit seiner Familie. Vorher war er oft unterwegs. Nie brachte er Freunde mit nach Hause. “Er hat sich für unser Zuhause geschämt. Jetzt fühlt er sich wieder als Teil unserer Familie”, sagt Margit. Bei der Renovierung war der 17-Jährige eifrig mit dabei. Er hat schon Pläne, das Haus weiter auszubauen. Victor ist Klassenbester und möchte Elektriker werden.
Durch den Baueinsatz ist das Dorf auf die Situation von Margits Familie aufmerksam geworden. Immer wieder bringen Leute Kleidung und Essen vorbei. Das Restaurant, das die Helferinnen und Helfer während des Baueinsatzes versorgt hat, bringt ihr weiterhin Essen - kostenlos. Bereits zweimal hat jemand ohne ihr Wissen den Kindergartenbeitrag für Gabor beglichen. Auch Margit hilft ihren Nachbarn, fasst mit an oder gibt Dinge weiter, die sie nicht mehr benötigt. Das Dorf ist durch den Baueinsatz mehr zusammengerückt.
Schon seit vielen Jahren helfen wir punktuell in Ungarn. Seit 2021 haben wir einen festen Projektpartner. Wir arbeiten dort mit der lokalen Organisation KEMA (Kelet-Európa Misszió Alapítvány) zusammen. KEMA ist gut vernetzt mit Kirchengemeinden und sozialen Einrichtungen im Land und gibt unsere Hilfsgüter an Menschen in Not weiter. Ein Schwerpunkt der Hilfe sind Sinti und Roma. Aber auch andere ungarische Familien bekommen Hilfe von unserem Partner.