Das Nachbarland der Ukraine ist ein kleiner Staat zwischen drei Großmächten mit einer bewegenden Geschichte. So unterschiedlich wie der Einfluss ihrer früheren Besatzer ist auch die Bevölkerung, die Kultur und das Zugehörigkeitsgefühl im Land. Die momentane Abhängigkeit von Russland, aber der Wunsch einer Eingliederung in die EU, die Nähe zum Krieg in der Ukraine und die Problematik um Transnistrien birgt Konfliktpotential, das einschneidende Konsequenzen für die Bevölkerung hat. Trotz dieser inneren Zerrissenheit und der eigenen Bedürftigkeit im sogenannten "Armenhaus Europas" gaben die Einwohner vielen flüchtenden Ukrainern Unterstützung und Zufluchtsorte.
Das sowjetische Gedankengut und der damit verbundene Mangel an Eigeninitiativen, Träumen und Ideenverwirklichung sowie fehlende finanzielle Mittel prägen die Menschen noch stark. Und gerade junge Menschen, die die Zukunft des Landes positiv mitgestalten könnten, verlassen das sinkende Schiff. Mit der Invasion Russlands in die Ukraine im Februar 2022 wurde die ohnehin kritische Versorgungslage Moldaus weiter verschärft. Zu den Ausgaben für die flüchtenden Ukrainer kamen die nun horrend steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreise. Das Land benötigt mehr denn je Hilfe von außen, um seine Bewohner versorgen zu können.
Nach dem großen Ansturm von Geflüchteten halten sich inzwischen nicht mehr viele Ukrainer im Land auf. Aber wir haben uns entschlossen, auch den Menschen in Moldau selbst langfristig zu helfen. Wir sind dort vielen mutigen und selbstlosen Menschen begegnet: eine sehbehinderte Frau, ein erkrankter Pastor, junge Menschen in aussterbenden Dörfern, ein ehemals Süchtiger, ein alter Bäcker - sie alle setzen sich trotz mancher Beschränkungen dafür ein, dass Menschen in ihrem Land wieder Hoffnung bekommen. Wir stehen in Verbindung mit einem christlichen Gemeindeverbund, der Hilfsgüter über sein Netzwerk zu armen Familien im ganzen Land bringt. Mit etwas Starthilfe kann dort so viel Gutes bewirkt werden.
Die zierliche Frau legt im Stehen ihren kleinen Sohn an ihre Brust, lässt ihn kurz trinken, um ihn zu beruhigen. Sie führt uns Besucher ins Haus, in dem sie mit ihrem Mann und den fünf Söhnen lebt. Es ist winzig und besteht nur aus zwei Zimmern. Mit ihrem Sohn auf dem Arm erzählt sie uns mehr über ihr Leben. Ihr Mann hatte vor kurzem eine Bauchoperation und kann seitdem vor Schmerzen nicht mehr arbeiten. Sein Bauch sei "explodiert", so beschreibt es uns die Mutter. Seitdem versucht sie, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie arbeitet für Bauern auf deren Feldern. Die Kinder bleiben dann mit ihrem Mann zu Hause, auch der einjährige Sohn, den sie oft noch stillt. Wir spüren, wie verzweifelt sie ist, sich nicht gut um die Kinder und den Haushalt kümmern zu können. Trotzdem versucht sie immer wieder zu lächeln.
Als wir sie am Ende unseres Besuches fragen, was sie sich am meisten wünsche, sagt sie, dass sie gerne ein Zimmer an das Haus anbauen wolle. Das Haus ist einfach zu klein. In den muffigen zwei Zimmern stehen drei Sofas, die nachts zu Betten umfunktioniert werden. Das Bettzeug ist ordentlich zusammengelegt und zur Seite geräumt. Als wir nach dem Abschied im Auto sitzen, sehen wir die Mutter davoneilen. Wir erfahren, dass sie extra für unseren Besuch von der Arbeit nach Hause gekommen sei und nun wieder zum Feld haste. Es bleibt eine bedrückende Stimmung zurück. Unsere moldauischen Partner erzählen uns auf der Rückfahrt, dass sie die Familie jede Woche besuchen und so oft wie möglich Lebensmittelpakete und Windeln mitbringen. Zusammen mit ihnen könnten wir Olgas Herzenswunsch wahr werden lassen.
In einem sehr armen, ehemals kommunistischen Land Hoffnung und Träume zu haben, ist ein Wunder. Unsere Partner haben ein riesiges Herz für ihre Landsleute. GAiN arbeitet mit einem christlichen Gemeindeverbund zusammen, der die Hilfsgüter über sein Netzwerk zu den Familien bringt. Als wir den Leiter fragen, wie er weiß, ob jemand Hilfe braucht oder nicht, sagt er: "In Moldau ist jeder bedürftig." Wir wollen den Menschen in diesem Land ein würdiges Zuhause ermöglichen, in die bestehende und künftige Generation investieren und ihnen Möglichkeiten geben, sich selbst in ihre Heimat zu investieren. Wir hoffen, die laufenden kleinen und großen Projekte wie eine Bäckerei, Kleiderbasare, Weihnachtspakete und die Arbeit mit sehbehinderten Personen fortzuführen. Wir wollen auch neue Projekte verwirklichen, wie den Ausbau einer Reha-Wohngruppe und eines Kinderprogramms, sowie eine langfristige Unterstützung bezüglich der problematischen Energie- und Heizlage geben. Für die Mitarbeit in den unterschiedlichen Projekten wollen wir viele freiwillige Helfer gewinnen.