Das einzige, was Uganda im Überfluss hat, sind Kinder. Über 60 Prozent der Einwohner sind unter 16 Jahre alt. So kommt es tatsächlich dazu, dass Kinder im Müll landen: weil es "unglücksbringende" Zwillinge sind, weil es "nur" ein Mädchen ist, die Mutter vergewaltigt wurde oder die Eltern einfach zu arm für noch ein Kind sind.
Auf der Vergangenheit des Landes liegt noch der Schatten des ehemaligen Diktators Idi Amin. Gegenwärtig sind es wirtschaftliche Krisen, Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Gewalt gegen Frauen und die gewaltige Ausbreitung von HIV-Infektionen, die es belasten. Viele sehen einfach keine Möglichkeit, aus dem Teufelskreis der Armut herauszufinden. Wie überall ist auch hier Bildung ein wichtiger Schlüssel, doch gleichzeitig müssen Werte vermittelt werden, damit Uganda nicht trotz faszinierend schöner Landschaft und traumhafter Nationalparks in der Hoffnungslosigkeit versinkt.
Alles begann mit einem Anruf der Polizei im Kinderheim "Arche Noah". Eine Frau hatte einen kleinen Jungen zur Welt gebracht und das Kind ins Plumpsklo geworfen. Die Polizei kam nicht heran. Sofort fuhren die Mitarbeiter des Kinderheimes los. Als es ankam, hatten zwei Männer den Neugeborenen bereits mit einem Seil an der Hand herausgezogen. Es war ein Wunder, dass er nach drei Stunden im Abwassertank weder ertrunken noch erstickt war.
Das Baby musste natürlich dringend gereinigt werden, deshalb rieb eine Schwester es mit Rohbaumwolle und Chlor ab. Der Geruch war schrecklich und Maden krochen über seinen Körper. Doch er lebte und konnte in die "Arche Noah" gebracht werden. Dort waren noch viele Waschgänge nötig, um Maden und Geruch zu entfernen. Der Junge wurde auf Parasiten und Krankheiten untersucht, bekam Antibiotika und schlief schließlich ein. Danach trank er sein erstes Fläschchen Milch. Das Baby wog 2.500 Gramm und die Waisenhausmannschaft nannte es Jethro. Sein ugandischer Name ist Kyamagero – "Wunder".
Inzwischen war die Mutter des Kleinen gefunden worden. Und sie erzählte, warum sie keinen anderen Ausweg gesehen hatte, als ihr Kind wegzuwerfen. Die 14-Jährige war vergewaltigt worden und der Vater des Kindes hatte sie mit vorgehaltenem Messer bedroht, niemandem etwas zu verraten. Als ihre Familie merkte, dass sie schwanger war, wurde sie hinausgeworfen. Ein entfernter Verwandter war bereit, sie als Hausmädchen zu beschäftigen – das war vier Tage bevor sie das Baby zur Welt brachte. Als ihre Wehen anfingen, sagte man ihr sie sollte gefälligst weiter arbeiten. Am nächsten Tag ging sie auf die Toilette und brachte ihr Kind zur Welt. Sie sah keinen anderen Ausweg, als es wegzuwerfen – diese Mutter war selbst noch ein Kind und dazu noch ein Opfer ihrer Umgebung. Gott sei Dank konnte Jethro gerettet werden und in der "Arche Noah" ein neues Zuhause finden.
Das holländische Ehepaar Piet und Pita Buitendijk leben seit 1997 in Uganda. Die Not der Armen und die vielen verlassenen Kinder bewegten sie dazu, ein Haus zu mieten und seit 1999 Kinder bei sich aufzunehmen. Daraus entstand die "Arche Noah", ein Kinderheim, in dem heute 180 Kinder Schutz finden und sich entfalten können. Inzwischen gibt es hier auch einen Kindergarten, eine Schule, verschiedene Ausbildungsbetriebe und eine Krankenstation. Der Bedarf ist riesig, aber nur die Ärmsten der Armen finden hier ein Zuhause. Sie kommen krank, unterernährt, verwahrlost, ausgesetzt – und sie blühen auf. Aber auch Kinder, die keinen festen Platz in der "Arche Noah" bekommen, profitieren von ihren Angeboten: Über 300 Kinder besuchen Kindergarten und Grundschule, und viele von ihnen wohnen in den umliegenden Dörfern. All diese Kinder müssen später nicht mehr so leben wie ihre Eltern.